Nur die Ruhe

Menschen mit Hämophilie sollten nach einer Gelenkblutung eine ausreichende Ruhephase einhalten, damit das Gelenk vollständig ausheilen kann. Auch wenn es dich in den Füßen juckt: Wer zu früh wieder einsteigt, riskiert weitere Blutungen. Sobald Schwellungen und Schmerz verschwunden sind und das Gelenk wieder beweglich ist, ist ein guter Zeitpunkt gekommen, um das Training wieder aufzunehmen. Da die Heilungsphase bei jedem Menschen unterschiedlich lange dauert, sprichst du am besten mit deinem Arzt oder Physiotherapeuten darüber, ob du bedenkenlos mit dem Training beginnen kannst.

Unterstützung annehmen

In vielen Fällen ist es sinnvoll, wenn dich ein Hämophiliespezialist oder ein speziell geschulter Physiotherapeut beim Wiedereinstieg begleitet. So kann ein individueller Trainingsplan erstellt werden, der gegebenenfalls durch Massagen, manuelle Therapie, Hydrotherapie und Übungen für zu Hause ergänzt wird. Außerdem analysieren die Experten deine täglichen Aktivitäten, um mögliche Ursachen von Blutungen festzustellen. Und sie können dich darin unterstützen, schon die ersten Anzeichen wiederkehrender Blutungen zu erkennen, damit das Training unbesorgt losgehen kann. Sie überwachen die Gelenkfunktion und geben Tipps, wie du den Zustand des betroffenen Gelenks selbst besser einschätzen kannst.

Realistische Ziele setzen

Bevor es mit dem Training losgeht, sollten passende Ziele gesetzt werden. Der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben könnte so ein Ziel sein. Oder die Teilnahme an einer Hochzeit im Freundeskreis. Oder vielleicht wolltest du schon immer mal mit dem Bogenschießen anfangen. Dann könntest du darauf hin trainieren, dass die Gelenke wieder fit genug sind, um damit zu beginnen. In jedem Fall sollte das Ziel etwas sein, das motiviert. Und es muss erreichbar sein. Die Teilnahme an einem Sportwettkampf, zum Beispiel, wäre für die allermeisten ein Kaltstart von 0 auf 100 und würde Stress und Überforderung auslösen. Womit wir beim nächsten Thema wären. Dem Ehrgeiz.

Langsam zurückkommen

Da ist es fast geschafft. Die Gelenkblutung ist mit Geduld und Zuwendung verheilt und der Trainingsplan liegt auf dem Tisch. Vielleicht gehörst du auch zu den Menschen, die jetzt kribbelig werden. Die lieber zwei Übungen machen anstatt nur eine. Die das Ganze ein bisschen beschleunigen wollen, weil sie genug vom Rumsitzen haben. Und dann Vollgas geben. Mit diesem Gefühl bist du nicht allein.

Aber: Für die Gelenke ist es wichtig, dass der Wiedereinstieg langsam erfolgt. Der Trainingsplan sorgt dafür, dass du wieder Kraft und Energie bekommst. Stück für Stück. Wer einzelne Schritte überspringt, läuft Gefahr, dass das Gelenk erneut blutet. Und dann geht alles von vorne los.

Passende Übungen

Nach einer Gelenkblutung geht es im ersten Schritt darum, dem Gelenk wieder zu mehr Beweglichkeit zu verhelfen. Übungen, die das Beugen und Strecken verbessern, sind jetzt genau richtig. Sie reduzieren den Muskelschmerz und können als Aufwärmübung vor anderen sportlichen Aktivitäten das Risiko für Verletzungen verringern.

Es gibt verschiedene Stretching-Übungen. Bei einer statischen Dehnung wird die Muskelstellung in die dehnende Position gebracht und dort 15–30 Sekunden gehalten. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn jede Dehnung mindestens drei bis vier Mal mindestens zwei bis drei Mal pro Woche wiederholt wird.

Und dann gibt es noch Stretching-Übungen, die auf dem Prinzip „Anspannen – Entspannen“ beruhen. Dabei werden die Muskeln 3–15 Sekunden sanft angespannt und dann entspannt. Diese Methode kann schon bei einer einzigen Wiederholung effektiv sein. Sie beeinflusst neben der Dehnbarkeit auch den gesamten Bewegungsablauf positiv.

Übungsbeispiele für Dehnungen findest du auf einem Poster, das du hier downloaden oder bestellen kannst:


Praktische Übungen – das Poster

  • Dehnübungen – zur Regeneration nach dem Blutungsstopp
  • Gleichgewichtsübungen – zur langfristigen Rehabilitation von Gelenken und Muskeln
  • Empfehlungen zur Regeneration und Prävention von Gelenkblutungen

Signale beachten

Bevor es mit dem Übungsprogramm losgeht, sollte sichergestellt sein, dass die Übungen und die Häufigkeit auf deine Bedürfnisse individuell abgestimmt sind. Führe die Übungen gemäß den Anweisungen aus. Sollten Schmerzen entstehen, ist es wichtig, sie nicht zu ignorieren. Überprüfe, ob du alles richtig ausgeführt hast. Sollte auch eine Haltungskorrektur keine Besserung bringen, sprich mit deinem Behandler, bevor du weitermachst. In Absprache mit deinem Arzt oder Physiotherapeuten kann es in manchen Fällen notwendig sein, eine Faktortherapie vor dem Beginn der Übungen durchzuführen.



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