Massage bei Hämophilie – geht das überhaupt?

Muskeln kneten, streichen und drücken – auf den ersten Blick könnte man meinen, Massagen und Hämophilie passen nicht zusammen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Mit einer Massage kann ein geschulter Therapeut sogar bei akuten Blutungen die Schwellung und die Schmerzen lindern. Auch steif gewordene Gelenke profitieren von der Wirkung einer Massage. Allerdings gibt es viele verschiedene Arten der Massage. Und nicht alle sollten bei Hämophilie zum Einsatz kommen.

Massagen zählen zu den ältesten Heilmitteln der Welt. Bereits über 2000 Jahre vor Christus wurden in China die ersten Massagehandgriffe und gymnastischen Übungen beschrieben. Aufgrund der langen Geschichte haben sich im Lauf der Zeit in unterschiedlichen Kulturen verschiedene Arten der Massage herausgebildet. Ganz allgemeine Ziele der Behandlung sind zum Beispiel:

  • Entspannung der Muskulatur
  • Abschwellen
  • Schmerzlinderung
  • Verbesserte Wundheilung
  • Entspannung
  • Lösen von Verklebungen

Diese Massagetechniken kommen bei Hämophilie zum Einsatz

Bei der Behandlung der Hämophilie haben sich folgende Massagetechniken bewährt.

Lymphdrainage & Entspannungsmassage nach akuten Gelenkblutungen

Bei Hämophilie können akute Schwellungen nach einer Gelenkblutung mit einer Lymphdrainage behandelt werden. Die Lymphgefäße sind ein wichtiges Transportsystem im menschlichen Körper. Sie transportieren Stoffe, die sich aufgrund ihrer Größe oder ihrer Eigenschaften nicht für den Blutkreislauf eignen. Bei einer Verletzung wie einer Gelenkblutung kommt es zu einer Ansammlung von Lymphflüssigkeit rund um das verletzte Gelenk. Bei der manuellen Lymphdrainage soll das Lymphsystem durch sanfte Griffe aktiviert werden. Ziel der Behandlung ist es, die Schwellung möglichst schnell zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und die Heilung zu beschleunigen.

Auch detonisierende Massagen können nach einer Gelenkblutung den Heilungsverlauf positiv beeinflussen. Das Ziel dieser Massagetechnik ist die Muskelentspannung. Dabei werden die Muskeln mit sanften, wiederholenden und beruhigenden Bewegungen stimuliert. Das Blutungsgebiet selbst sollte bei der detonisierenden Massage ausgespart werden.

Im Artikel Nach der Gelenkblutung wieder fit werden erfährst du, wie du die Heilungsphase nach einer Gelenkblutung positiv beeinflussen kannst.

Mobilisierende Massagen bei steifen Gelenken

Eine Begleiterkrankung der Hämophilie ist die hämophile Arthropathie. Wer darunter leidet, hat oft mit einer eingeschränkten Beweglichkeit in den Gelenken zu tun. Denn Gelenke, die immer wieder einbluten (so genannte Zielgelenke), können früher oder später von den wiederholten Blutungen und chronischen Entzündungen geschädigt wurden. Bei steifen Gelenken kann die mobilisierende Massage helfen. Dabei werden mit speziellen Techniken sowohl die Muskeln als auch das Gelenk angesprochen. Mit bestimmten Bewegungen und Griffen stimuliert der Masseur die Muskeln und die umliegenden Gewebeschichten des steifen Gelenks. Das Ziel der Behandlung: die Beweglichkeit zu verbessern und die Muskelspannung zu senken.

Vor der Massage

Vor der Massage bietet es sich an, nach den Vorgaben deines Therapieplans eine prophylaktische Dosis zu spritzen. Dann bist du während der Massage optimal geschützt. Am besten ist es, wenn du vorher mit deinem Arzt darüber sprichst.

Diese Massagetechniken sind bei Hämophilie weniger geeignet

Massagen, die starken Druck auf Gelenke oder Muskeln ausüben, solltest du nur in Anspruch nehmen, wenn dein Arzt dir ausdrücklich grünes Licht gegeben hat. Die traditionelle Thai-Massage, zum Beispiel, ist eine jahrtausendealte Technik, die Elemente aus dem Yoga und der Akupressur verbindet. Während du liegst oder sitzt, werden deine Gelenke von einer zweiten Person gestreckt, gedehnt, gedrückt und mobilisiert. Da du die Bewegungen nicht selbst durchführst und (starker) Druck auf die Gelenke bei dieser Form der Massage eine wichtige Rolle spielt, ist sie (und ähnliche Techniken) für Menschen mit Hämophilie weniger geeignet. Das Risiko, das mit „zupackenderen“ Massageformen einhergeht, sind Verletzungen in Muskeln, Haut und Gelenken.

Einen Masseur finden

Wenn du dich gerne massieren lassen möchtest, solltest du darauf achten, dass dein Masseur eine Zusatzausbildung in manueller Therapie und/oder Lymphdrainage mitbringt. Noch besser ist es, wenn du einen speziell ausgebildeten Physiotherapeuten besuchst, der sich nicht nur mit dem Thema Massage, sondern auch mit dem Thema Hämophilie bestens auskennt. Wichtig: Ganz egal, für welchen Physiotherapeuten du dich entscheidest – bevor es losgeht, solltest du sagen, dass du Hämophilie hast.

Um einen Physiotherapeuten zu finden, der über Hämophilie informiert ist, kannst du bei Physiotherapeuten finden deine Postleitzahl eingeben. Im Anschluss bekommst du eine Liste mit qualifizierten Physiotherapeuten in deiner Nähe.

Sie wurden in der Novo Nordisk HaemAcademy speziell auf die Behandlung von Menschen mit Hämophilie geschult.

Noch mehr Informationen rund um das Thema Physiotherapie findest du im Artikel Die wichtigsten Fragen zur Physiotherapie bei Hämophilie.

Und was ist mit Partnermassage?

Gegen eine Partnermassage spricht prinzipiell nichts. Es ist gut, wenn dein Partner oder deine Partnerin sich mit Hämophilie auskennt und im Alltag miterlebt hat, wie dein Körper auf Belastung und Druck reagiert. Noch besser ist es, wenn Grundkenntnisse in Massagetechniken vorhanden sind. Um das Verletzungsrisiko möglichst niedrig zu halten, sollte die Massage mit sanften Bewegungen und nur wenig Druck auf die Gelenke durchgeführt werden.


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