Sport. Tut. Gut.

Sport tut allen Menschen gut. Auch Menschen mit Hämophilie. Oder vielleicht sogar besonders. Die Forschung hat gezeigt: Wer sich regelmäßig bewegt, stärkt seine Muskeln und Knochen. Darüber freuen sich die Gelenke und danken es mit einer deutlich geringeren Anfälligkeit für Gelenkblutungen. Aber damit noch nicht genug. Hier kommen ein paar Argumente, die du dem inneren Schweinehund an einem kalten Sonntagnachmittag mit gutem Gewissen präsentieren kannst:

  • Sport fördert die Koordination und deine Belastbarkeit.
  • Durch regelmäßige Bewegung sinkt das Risiko für Übergewicht. Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Gelenke.
  • Wer regelmäßig Sport macht, hat definitiv weniger Stress.
  • Durch regelmäßigen Sport reduziert sich das Risiko für Arthrose, Osteoporose und andere hämophiliebezogene Gelenkschäden.
  • Wer Sport macht, hat ein besseres Körpergefühl. Bewegung ist eine tolle Möglichkeit, um mit dem Körper in Kontakt zu kommen.
  • Sport bringt dich mit deinem Körper ins Reine.

Viele Menschen mit Hämophilie haben Sorge, dass Sport dem Gesundheitszustand schaden könnte. Das stimmt nicht. Sogar bei einer eingeschränkten Beweglichkeit kann dir sanfte, regelmäßige Bewegung wieder auf die Beine helfen. Entscheidend ist, dass du die für dich passende Sportart findest, dranbleibst und es mit dem Training nicht übertreibst.


Finde deinen Sport

Bevor du in die Turnschuhe steigst, solltest du dir ein paar Gedanken machen. Zum einen ist es wichtig, eine Sportart zu finden, die dich motiviert und es dir leicht macht, dauerhaft dabeizubleiben. Zum anderen solltest du eine Bewegungsart suchen, die zu deinem aktuellen Fitnesslevel passt.

Vielleicht hilft auch ein Blick in die Umgebung, um etwas zu finden, das dir Spaß macht. Wohnst du in den Bergen? Dann sind Wandern und Langlauf vielleicht eine gute Möglichkeit für dich. Bist du im Seenflachland oder an einem ruhigen Fluss zuhause? Dann könnte Rudern oder Wanderpaddeln etwas für dich sein. Oder wohnst du mitten in der Innenstadt? Dann sind das nächste Schwimmbad, eine Kletterhalle oder ein Fitnessstudio sicher nicht weit.

Was auch immer du dir aussuchst – neben den gesundheitlichen sollten auch die praktischen Punkte immer eine Rolle spielen.

Alltagscheck

Hier eine kleine Checkliste, die dir dabei helfen kann, dich für eine Sportart zu entscheiden:

  • Was ist in deiner Umgebung gut zu erreichen?
  • Welchen Sport kannst du gut in den Alltag integrieren (zum Beispiel auf dem Heimweg von der Arbeit)?
  • Wie ist dein Budget und welche Kosten fallen an (Mitgliedsbeiträge, teure Ausrüstung etc.)?
  • Wie ist dein Fitnessstand? Bist du im Training oder beginnst du bei null?
  • Zu welcher Tagesszeit bist du gerne in Bewegung (morgens, mittags, abends)?
  • Möchtest du lieber alleine Sport machen oder wünschst du dir Gesellschaft?
  • Bist du gerne draußen oder lieber drin?
  • Gibt es eine Sportart, die du immer schon einmal ausprobieren wolltest?

Vor dem Startschuss medizinisch absichern

Bevor du loslegst, solltest du das Gespräch mit deinem Arzt oder Physiotherapeuten suchen. Dort erfährst du, ob die Sportart, die du dir ausgesucht hast, für dich geeignet ist. Falls etwas dagegenspricht, bekommst du Rat, wie eine geeignete Alternative aussehen könnte. Wenn du zum Beispiel immer wieder mit Blutungen im Fußgelenk zu tun hast, ist Joggen vielleicht nicht die passende Sportart für dich. Schwimmen dagegen schon. Dein Arzt wird dich auch beraten, ob die Medikamente, die du aktuell nimmst, zu deinem Vorhaben passen. Außerdem wird er dir helfen, dein Fitnesslevel richtig einzuschätzen.

One young man is enjoying rock climbing in a climbing centre.

Eine Sportart mit mittlerem oder leichtem Risiko wählen


Nicht alle Sportarten sind gleich verletzungsintensiv. Bei einigen Aktivitäten ist es quasi gesetzt, dass du dich verletzen wirst (zum Beispiel Boxen oder Wrestling). Bei anderen geht die Gefahr gegen null (Schwimmen, Aquacycling, Laufband, Rudermaschine).

Die National Haemophilia Foundation hat eine Übersicht zusammengestellt, in der sie verschiedene Sportarten in Bezug auf das Verletzungsrisiko bewertet (Playing it Safe: Bleeding Disorders, Sports and Exercise). Alle Sportarten, die mit einer 1 bewertet sind, sind für Menschen mit Hämophilie wunderbar geeignet. Körperliche Aktivitäten, die mit 3 bewertet werden, sind für Menschen mit Hämophilie mit einem hohen Risiko verbunden (für Menschen mit gesunder Blutgerinnung übrigens auch). Ob eine Sportart mit einem Score von 1,5-2,5 für dich geeignet ist, hängt im Wesentlichen vom  Schweregrad deiner Hämophilie, deinem Fitnesslevel und deiner Medikamentierung ab. Hier ein paar Beispiele:
 

Generell gilt: Mannschaftssportarten sind mit einem höheren Verletzungsrisiko verbunden als Individualsportarten. Das ist deshalb so, weil du beim Sport in der Gruppe das Verhalten der anderen nicht kontrollieren kannst. Wenn du alleine trainierst, musst du nur auf dich selbst achten. Das bedeutet nicht, dass Mannschaftssport für Menschen mit Hämophilie grundsätzlich nicht möglich ist. Allerdings solltest du auf jeden Fall vor dem Start mit deinem behandelnden Hämophiliespezialisten sprechen.


Typische Fehler vermeiden

Für welchen Sport dein Herz auch schlagen mag – es gibt ein paar Grundregeln, die dir bei jedem Training helfen, das Verletzungsrisiko zu senken.

  • Mach keinen Sport, wenn du verletzt oder müde bist.
  • Vermeide anstrengende Aktivitäten, wenn es draußen sehr kalt oder sehr heiß ist. Dann ist dein Körper schon mit anderen Dingen beschäftigt.
  • Wärme dich vor dem Sport immer auf und mach am Ende der Trainingseinheit ein Cooldown.
  • Stell sicher, dass du genug getrunken und gegessen hast. Die letzte schwerere Mahlzeit vor dem Trainingsstart sollte etwa zwei Stunden zurück liegen.
  • Wenn du sehr gestresst bist, ist es besser, intensivere Sportarten zu vermeiden. Vielleicht kann ein Spaziergang den Kopf lüften? Wenn du wieder ruhiger und konzentrationsfähiger bist, spricht nichts dagegen, das Training wieder aufzunehmen.
  • Stell sicher, dass du die richtige Technik für den Bewegungsablauf kennst. Wenn du beim Training Schmerzen bekommst, solltest du dich auf jeden Fall absichern, ob deine Haltung richtig ist und du den Ablauf korrekt durchführst.
  • Nach einer Verletzung solltest du deinem Körper genügend Zeit für die Regeneration lassen.


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