Live-Talk: Ab gehtʼs!
Alles, was du zum Thema Reisen wissen musst (Live-Talk vom 1.6.2022)
Pulverschnee, Sonnenschein, Après-Ski – ein Winterurlaub gehört zu den Highlights in der dunklen Jahreszeit. In den Bergen warten jede Menge Bewegung, frische Luft und Erholung. Aber kann man mit Hämophilie überhaupt Skifahren? Und wie verhält man sich bei einem Unfall? Erfahre jetzt, was du bei den Vorbereitungen für deinen Skiurlaub beachten solltest und wie du im Ernstfall richtig reagierst.
Können Menschen mit Hämophilie Skifahren? Ja! Und vielleicht auch ein bisschen nein. Die Antwort auf diese Frage ist eher grau als schwarz-weiß und fällt für jeden Menschen mit Hämophilie anders aus.
Aber vielleicht noch einmal von vorne: Die National Hemophilia Foundation hat eine Übersicht zusammengestellt, in der sie verschiedene Sportarten in Bezug auf das Verletzungsrisiko bewertet (Playing it Safe: Bleeding Disorders, Sports and Exercise). Snowboarding und Alpin-Ski kommen dabei – wie zu erwarten – nur so mittelgut weg. Die Wahrscheinlichkeit, sich bei diesen Sportarten eine Verletzung zuzuziehen, ist definitiv größer als auf dem Laufband im Fitnessstudio. Sie sind mit einem mittleren bis hohen Verletzungsrisiko verbunden.
Ob Abfahrtsski etwas für dich ist, hängt deshalb von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen ist entscheidend, mit welcher Intensität du den Berg hinunter möchtest. Wenn du nur Freizeitambitionen hast und im Zweifel auch zufrieden bist, wenn es bei der blauen Piste bleibt, stehen die Chancen deutlich besser, als wenn du am Ende des Urlaubs das alljährliche Abfahrtsrennen im Skiort gewinnen möchtest.
Noch wichtiger als deine Ziele aber sind dein Gesundheits- und Fitnesszustand. Welchen Hämophilie-Schweregrad hast du? Bekommst du prophylaktisch Medikamente und kannst du dich im Notfall selbst behandeln? Bist du im Training oder hat dich eine wiederholte Knieblutung im letzten Jahr aufgehalten? All diese Fragen solltest du im Gespräch mit deinem Arzt klären. Er wird dich beraten, ob ein Skiurlaub für dich das Richtige ist.
Sollte sich im Gespräch mit dem Arzt herausstellen, dass Alpinski nicht die passende Sportart ist, muss der Urlaub deshalb noch lange nicht abgesagt werden. Denn es gibt einige Alternativen, die ein deutlich geringeres Verletzungsrisiko bergen und schöne Erlebnisse versprechen. Langlauf, zum Beispiel, hat als Freizeitsport nur ein niedriges Verletzungsrisiko und ist für die meisten Menschen mit Hämophilie prima geeignet. Schneeschuhwandern und ausgedehnte Spaziergänge sind ebenfalls herrliche Möglichkeiten, um die winterliche Natur zu genießen. Und wenn das alles nichts ist – wie wäre es mit einer Runde Hundeschlittenfahren und Nordlichtbeobachtung in Skandinavien?
Wenn du von deinem Arzt grünes Licht bekommen hast, solltest du nicht nur die praktischen Aspekte wie Hotel und Skigebiet planen, sondern auch die medizinischen Punkte vorbereiten. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, vorab herauszufinden, wie weit das nächste Hämophiliezentrum vom Urlaubsort entfernt ist.
Außerdem solltest du genügend Faktor einpacken, eine Reiseapotheke zusammenstellen und deine Versicherungen überprüfen. Unsere Checkliste für die Reiseplanung hilft dir dabei, an alles Wichtige zu denken.
Du bist im Urlaub angekommen, die Sonne scheint, der Schnee ist frisch. Deine Unterkunft ist gemütlich und du freust dich schon sehr darauf, endlich auf die Skier zu steigen. Wer die folgenden Punkte beachtet, senkt die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Piste etwas passiert, ganz enorm:
Wenn es trotz aller Vorsicht zu einem Unfall oder einer Verletzung kommt, ist es wichtig, dass du die Ruhe bewahrst. Das ist vielleicht nicht immer ganz einfach, aber ein kurzer Selbstcheck nach einem Unfall hilft, Schlimmeres zu verhindern. Wenn du gestürzt bist, solltest du dir folgende Fragen stellen:
Wenn du Schmerzen hast oder dich nicht richtig bewegen kannst, solltest du nicht zögern, andere Skifahrer um Hilfe zu rufen. Auf keinen Fall solltest du versuchen, trotzdem aufzustehen oder dich „gegen“ die Schmerzen zu bewegen.
Wenn du professionelle Hilfe brauchst – die Euro-Notrufnummer 112 funktioniert auch auf der Piste. Mit diesen nationalen Alpin-Notrufnummern erreichst du die Bergrettung im jeweiligen Urlaubsland direkt:
Damit du gefunden werden kannst, ist es hilfreich, wenn du der Bergrettung die Pistennummer oder den Liftnamen angibst. Es ist empfehlenswert, beim Skifahren ein Handy einzupacken und gegebenenfalls auch eine Faktordosis für den Notfall. Die solltest du bruchsicher und isoliert verpacken.
Bei jeder Verletzung gilt: So schnell wie möglich Faktor spritzen! Außerdem sollte bei einer schwereren Verletzung sofort der Hämophiliespezialist im Reiseland kontaktiert werden.
Bei kleineren Verletzungen kannst du die Behandlung – so wie es in deinem Therapieplan vorgesehen ist – selbst vornehmen und mit etwas Zeit und Ruhe entscheiden, ob dein Urlaub fortgesetzt werden kann. In dem Artikel Dos and Dont’s nach einer Gelenkblutung erfährst du, was du bei einer Blutung beachten musst. Wenn du mit den Folgen der Verletzung nicht selbst zurechtkommst, besteht die Möglichkeit, den Hämophiliespezialisten im Reiseland zu kontaktieren. Er wird dich zur weiteren Behandlung beraten.