5 gute Gründe für Physiotherapie bei Kindern

„Noch ein Termin!“ So oder so ähnlich denken manche Eltern, wenn das Thema Physiotherapie im Terminkalender auftaucht. Verständlich. Schließlich ist der Alltag mit Kindern eine große organisatorische Herausforderung. Und wer auf den ganz normalen Wahnsinn oben drauf auch noch jede Menge Arzttermine regelt, ist vielleicht froh um jede Verpflichtung, die nicht stattfindet.

Eines ist sicher: Physiotherapie ist gut investierte Zeit. Sie zählt neben der Faktortherapie zu den wichtigsten Behandlungsoptionen für Menschen mit Hämophilie. Besonders für kleine Menschen mit Hämophilie. Ein früher Einstieg trägt dazu bei, dass dein Kind lernt, sich ganz normal zu bewegen, und Verletzungen ohne Folgen abheilen. Wenn dein Kind bereits von Kindesbeinen an physiotherapeutische Unterstützung erhält, bekommt es einen geschützten Raum, um sich motorisch zu entwickeln, zu lernen, zu spielen und zu wachsen.

5 gute Gründe für Physiotherapie:

  • Die Gelenke werden geschützt und gestärkt.
  • Der Körper lernt die richtigen Bewegungsabläufe.
  • Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination werden verbessert.
  • Dauerhafte Schäden in den Gelenken werden verhindert.
  • Das Kind lernt zu spüren, was ihm guttut und was nicht.
     

Der richtige Zeitpunkt für den Einstieg

Wann der richtige Zeitpunkt für den Einstieg in die Physiotherapie gekommen ist, hängt von verschiedenen Punkten ab. Dein behandelnder Arzt wird dich dazu beraten. Physiotherapie ist in jedem Alter durchführbar, sogar im Säuglingsalter. Bei Kindern mit schwerer Hämophilie kann ein sehr früher Einstieg wichtig sein, um die Entwicklung zu fördern. Die Bobath-Therapie, zum Beispiel, hat sich bewährt, um Kindern mit schwerer Hämophilie das Laufenlernen zu erleichtern. Sie hilft, schwere Stürze zu vermeiden und wird beendet, wenn das Kind sicher gehen kann. Bei älteren Kindern können wiederholte Blutungsereignisse der Einstieg in die Physiotherapie sein. Physiotherapie hat eine stärkende, vorbeugende Wirkung. Deshalb ist in vielen Fällen ein früher Beginn sinnvoll.

Spätestens wenn dein Kind über Schmerzen klagt, eine dauerhafte Schonhaltung einnimmt oder seine Bewegungsabläufe verändert, solltest du mit deinem Arzt über die Möglichkeit einer physiotherapeutischen Behandlung sprechen.
 

Happy baby in physical therapy with physiotherapist - early stimulations concepts

Das macht der Physiotherapeut

In Absprache mit dem behandelnden Arzt erhält dein Kind ein individuelles Programm, das sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzt. Der Physiotherapeut kann zum Beispiel mit deinem Kind

  • Dehnungs- und Kräftigungsübungen durchführen
  • Massagen zur Schmerzlinderung geben
  • mit speziellen Griffen geschwollenes Gewebe entlasten (Lymphdrainage)
  • Wärme- oder Kälteanwendungen geben
  • Elektrotherapie zur Schmerzlinderung durchführen (bei älteren Kindern)
     

Vor der Behandlung Faktor geben

Kurz nach der Faktorgabe ist das Blutungsrisiko am geringsten. Wenn dein Kind prophylaktisch ein Faktorpräparat erhält, stimme mit dem behandelnden Arzt und dem Physiotherapeuten ab, ob am Tag der Physiotherapie eine Dosis gegeben werden soll. Dann ist es während der Behandlung optimal geschützt. Sollte das einmal nicht möglich sein, solltest du den Physiotherapeuten vor der Sitzung darauf ansprechen. Er wird das Trainingsprogramm entsprechend anpassen.
 

Motivation geben

Gerade bei älteren Kindern oder Jugendlichen kann es vorkommen, dass die Lust, an der Physiotherapie teilzunehmen, sinkt. Sie finden es möglicherweise nicht besonders cool, dass sie – anders als die anderen – regelmäßig zur Therapie müssen. Nachvollziehbar irgendwie. Gib deinem Kind Raum, diesen Frust zu spüren, und erkläre ihm gleichzeitig, warum die Therapie so wichtig ist. Vielleicht hilft es, wenn ihr in der Familie nicht mehr von „Physiotherapie“ sprecht, sondern von „Training“? Besteht die Möglichkeit, dass du mit deinem Kind vor oder nach der Behandlung etwas Schönes unternehmen kannst? Wenn die Unlustphase länger andauert, solltest du den Physiotherapeuten darauf ansprechen. Vielleicht kann er die Behandlung etwas anders gestalten oder sich in der Kommunikation darauf einstellen, dass dein Kind gerade eigentlich lieber etwas anderes tun würde.
 

Den passenden Therapeuten finden

Der Physiotherapeut deines Vertrauens sollte für die optimale Behandlung mindestens Zusatzqualifikationen über Lymphdrainage und Manuelle Therapie mitbringen. Ideal wäre es, einen Therapeuten zu finden, der eine spezielle Ausbildung für Hämophilie durchlaufen hat und die Bedürfnisse deines Kindes genau versteht. Unter Physiotherapeuten finden erhältst du eine Liste mit qualifizierten Physiotherapeuten in deiner Nähe. Sie wurden in der Novo Nordisk HaemAcademy speziell auf die Behandlung von Menschen mit Hämophilie geschult.

Wie du bei der Krankenkasse einen Antrag für einen besonderen Heilmittelbedarf stellst, erfährst du im Artikel Kostenerstattung für die Physiotherapie. Das ist dann notwendig, wenn dein Kind länger als ein Jahr physiotherapeutische Unterstützung braucht.
 


Das könnte dich auch interessieren